Die europäische Zusammenarbeit im Katastrophenschutz sei von besonderer und wachsender Bedeutung. Für Hilfsorganisationen sei das ein europäisches Thema. Darüber sprach Christian Meyer-Landrut, Bundesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe, in meiner neuen Podcast-Ausgabe von „Wirtschaft im Osten“.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe sei auf europäischer Ebene bereits stark eingebunden. So u.a. bei der Übung länderübergreifender Katastrophenszenarien, wo die Johanniter teilweise die Koordination von EU-geförderten Einsätzen haben.
Meyer-Landrut sieht deutlichen Nachholbedarf in Deutschland im Vergleich zur europäischen Vorbereitung. Er kritisiert, dass der europäische Katastrophenschutz-mechanismus in Deutschland bisher nur ein einziges Mal aktiviert worden sei.
Insgesamt ist die europäische Zusammenarbeit für Meyer-Landrut ein zentraler Pfeiler für eine höhere gesellschaftliche Resilienz, insbesondere angesichts zunehmender Naturkatastrophen und der Erkenntnisse aus dem Ukrainekrieg.
Zukunftsatlas 2025 des Prognos-Instituts weist auf Defizite hin
Es gibt positive Entwicklungen in einigen Regionen, doch die Mehrheit der Kreise und Städte in den östlichen Bundesländern steht weiterhin vor großen Herausforderungen.
Das beschreiben die Wirtschaftsforscher des Prognos-Instituts in ihrem aktuellen Zukunftsatlas für die 400 deutschen Kreise und kreisfreien Städte.
Darunter befinden sich noch immer bzw. teilweise wieder mehr als zwei Drittel, konkret 54 der 75 Kreise aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, in den Zukunftsrisiken.
Als solche werden Herausforderungen und Schwächen gesehen, denen Deutschlands Kreise und Städte in Bezug auf ihre zukünftige Entwicklung und Widerstandsfähigkeit in Transformationsprozessen gegenüberstehen.
Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bleiben weiterhin die Schlusslichter im Ranking. In Sachsen-Anhalt befinden sich 13 von 14 Regionen in den Zukunftsrisiken, und in Mecklenburg-Vorpommern sind es 6 von 8 Regionen, ähnlich wie im Zukunftsatlas 2023.
In Sachsen zeigen sich größere Herausforderungen, mit vielen Regionen, die Rangplatzverluste verzeichnen und in den Zukunftsrisiken landen. Neben den Landkreisen Bautzen, Leipzig und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge rutscht auch die Stadt Chemnitz in die Zukunftsrisiken ab, sodass jetzt 10 von 13 sächsischen Regionen in diesen Klassen zu finden sind.
Brandenburg zeigt eine erfreuliche Entwicklung, allerdings mit einer deutlichen Zweiteilung. Das östliche Brandenburg hat sich durch Großinvestitionen wie Tesla, den Flughafen Berlin und Strukturfördermittel im Rahmen des Kohleausstiegs stark verbessert.
Die Stadt Leipzig wird als Spitzenreiter der Langfristgewinner hervorgehoben, die den Sprung aus den Risiken in die Zukunftschancen geschafft hat (von Rang 334 im Zukunftsatlas 2004 auf Rang 152 im Zukunftsatlas 2025).
Im Umland von Berlin haben sich die Landkreise Dahme-Spreewald (von Rang 347 auf 165) und Oder-Spree (von Rang 335 auf 156) gut entwickelt. Der benachbarte Landkreis Märkisch-Oderland hat es von den hintersten Rängen (400) ins Mittelfeld (294) geschafft.
Auch die Stadt Berlin zählt zu den Langfristgewinnern (von Rang 262 auf 111).
Erneuerbare Energien sind ein wichtiger Standortfaktor. Beim Zubau erneuerbarer Energien im Zeitraum 2019 bis 2023 spielt besonders der Norden Deutschlands seine Stärke aus.
Dabei schaffen es Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) und die Uckermark (Brandenburg) mit zusätzlichen Leistungen zwischen 650 und 808 Megawatt in die Top 3 der 400 Kreise. Ostdeutschland ist insgesamt stark heterogen geprägt.
Während Metropolen und einige angrenzende Regionen, oft begünstigt durch Großinvestitionen oder Strukturförderung, signifikante Fortschritte verzeichnen, kämpft ein Großteil der Kreise weiterhin mit Zukunftsrisiken.
Die Kernergebnisse des Zukunftsatlas 2025
Wirtschaft im Sinkflug: Viele Regionen spüren die Krise: Seit 2023 steckt Deutschland in einer Rezession, in zahlreichen Regionen zeichnet sich eine fehlende Dynamik ab. Die Arbeitslosigkeit ist nahezu flächendeckend gestiegen, nur 20 der 400 Kreise und kreisfreien Städte weisen eine niedrigere Arbeitslosenquote auf als im Zukunftsatlas 2022. Auch die Zahl der Beschäftigten wächst nur noch langsam und in 90 der 400 Kreise und Städte ist die Beschäftigung 2024 gegenüber 2021 sogar zurückgegangen. Die aktuelle Rezession ist daher ein Stresstest für die Resilienz von Regionen.
Der Süden baut seine Stärke weiter aus: Bayern und Baden-Württemberg bauen ihre Stärke im Zukunftsatlas 2025 weiter aus. In Baden-Württemberg befinden sich inzwischen 91 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte in den Zukunftschancen, in Bayern über 70 Prozent.
NRW und Brandenburg holen auf: In NRW kann fast die Hälfte der Regionen mindestens zehn Plätze im Ranking gutmachen. Besonders das Ruhrgebiet das Münsterland und das Rheinische Revier stechen positiv hervor. Auch das östliche Brandenburg hat sich stark verbessert durch Großinvestitionen wie Tesla, den Flughafen Berlin und Strukturfördermittel im Rahmen des Kohleausstiegs.
In Hessen, Schleswig-Holstein, Sachsen und im Saarland wachsen die Herausforderungen: In Hessen verschlechtern sich zehn von 26 Kreisen um eine Zukunftsklasse. Auch im Saarland, in Schleswig-Holstein und Sachsen verzeichnen viele Regionen Rangplatzverluste und mehr Regionen landen in den Zukunftsrisiken.
Erneuerbare Energien als Standortfaktor: Sowohl beim Zubau erneuerbarer Energie von 2019 bis 2023 als auch beim Status Quo der bereits installierten Leistung ist besonders der Norden Deutschlands stark. In die Top 3 beim Zubau schaffen es Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern), Dithmarschen (Schleswig-Holstein) und die Uckermark (Brandenburg).
Innovation ist wichtiger Faktor für Transformationsprozesse und Resilienz: Zukunftsstarke, resiliente Regionen in Deutschland zeichnen sich durch eine hohe Innovationskraft aus. Von den zehn Standorten mit dem meisten FuE-Personal in der Wirtschaft sind acht Kreise in den Top 50 des Gesamtrankings. Neben großen deutschen Automobilstandorten wie Wolfsburg, Böblingen und Ingolstadt punkten auch Kreise wie Tuttlingen und Biberach sowie Städte wie Jena und Darmstadt.
Rückblick auf 20 Jahre Zukunftsatlas
Der Zukunftsatlas macht regionale Entwicklungen seit nunmehr 20 Jahren sichtbar. Doch wer hat seit 2004 die meisten Ränge gutgemacht? Und welche Regionen verzeichnen die größten Rangverluste?
Langfristgewinner: 31 Regionen haben sich innerhalb von zwei Jahrzehnten um mehr als 100 Ränge verbessert.
Viele dieser Regionen liegen in Bayern und Baden-Württemberg. Beide Bundesländer sind wirtschaftlich stark aufgestellt und verfügen über hochentwickelte ländliche Gebiete. Beispiele sind: Dingolfing-Landau, Unterallgäu, Zollernalbkreis, Ostalbkreis
Beim Blick in die östlichen Bundesländer ist die positive Entwicklung der Stadt Leipzig besonders hervorzuheben.
Auch Berlin und das brandenburgische Umland von Berlin haben sich über die 20 Jahre stark verbessert.
Langfristverlierer: 29 Regionen haben in den letzten 20 Jahren mehr als 100 Ränge verloren.
Viele davon sind im Westen und Nordwesten Deutschlands zu finden. Gerade die Regionen mit traditionell industriellen Wirtschaftsstrukturen (insb. Kohle und Stahl), die in den letzten Jahrzehnten einen erheblichen Strukturwandel erlebt haben, sind davon betroffen, so z. B. Essen und Dortmund im Ruhrgebiet sowie Kaiserlautern, Worms und Trier in Rheinland-Pfalz.
In den ostdeutschen Bundesländern haben zwei Drittel der Kreise aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Zukunftsrisiken zu kämpfen.
Auch ländliche Kreise in Niedersachsen an der Grenze zu Sachsen-Anhalt verzeichnen massive Rangverluste, wie zum Beispiel Goslar, Wolfenbüttel und Helmstedt.
Wie sich die Regionen fit für die Zukunft machen
Struktureller Wandel, Digitalisierung und demografische Veränderungen stellen die Städte und Landkreise vor neue Herausforderungen. Wie der Zukunftsatlas zeigt, hat jede Region Entwicklungsmöglichkeiten: Egal ob in Städten oder ländlichen Regionen – überall gibt es Potenziale, um die regionale Innovationskraft zu stärken und zukunftsfähige Wirtschaftsstrukturen aufzubauen. Wichtig ist, dass die Kommunalpolitik die eigenen Stärken erkennt und passende Strategien und Zukunftsprojekte entwickelt.
Jedes vierte Elektroauto, das in Europa montiert werde, komme aus Sachsen. Das sei ein Pfund, mit dem man wuchern könne und – „deswegen sage ich es auch explizit nochmal – das ist auch was, um das wir kämpfen werden.“ Das sagte Sachsens Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski bei der Jahreskonferenz der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland in Zwickau.
Der Weg sei durchaus steinig, aber man wolle ihn mit den Unternehmen und den Beschäftigten zusammen gehen. Gleichzeitig müsse man beim Ausbau erneuerbarer Energien und der Netze, sowie beim Ausbau der Lademöglichkeiten vorankommen. Dazu gehöre es auch, die Chip-Industrie weiterhin zu unterstützen.
Die Jahreskonferenz der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland fand am 24. Juni 2025 in Zwickau statt. Thema: „Kohleausstieg, automobile Zukunft und grüne Chemie: Wo stehen wir beim Strukturwandel in Mitteldeutschland?“.
In diesem Interview bei „Wirtschaft im Osten“ spricht Dr. Jens Katzek, Geschäftsführer des Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD), über die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Automobilbranche in Ostdeutschland.
Themen des Interviews:
Ostdeutschlands Vorreiterrolle in der E-Mobilität: Etwa zwei Drittel der in Ostdeutschland gefertigten Autos sind Elektroautos, und es gibt eine starke Mischung aus OEM- und Batterieherstellern. Werke wie VW Zwickau und BMW Leipzig hatten und haben Pionierfunktion.
Aktuelle Krisen und Herausforderungen: Dazu gehören der starke Wettbewerb aus China, die unklare Zollpolitik der USA, ein in Deutschland schrumpfender Heimatmarkt und hohe Energiepreise.
Wandel in der Förderpolitik für E-Mobilität: Katzek plädiert für einen Strategiewechsel weg von Kaufprämien hin zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Wettbewerbsgefährdend hohe Steuerquote trifft wettbewerbsgefährdend schlechte Infrastruktur. Ein Großteil öffentlicher Mittel fließe in Subventionen, was Kommunal- und Bundeshaushalte stark belaste. Damit stehe Deutschland vor einem zentralen Paradoxon.
So die Analyse des Vorsitzenden der Ludwig Erhard Stiftung und langjährigen hessischen CDU- Ministerpräsidenten Roland Koch in einem Vortrag bei der Tagung „Zukunft der Infrastrukturentwicklung“ am Dienstag in Leipzig.
Eine Kernfrage sei die „Rentierlichkeit“ öffentlicher Investitionen, die oft politisch, aber nicht wirtschaftlich bestimmt werde. Historische Finanzierungsentscheidungen, etwa bei der Rente, hätten strukturelle Kosten verursacht, die kurzfristig kaum reduzierbar seien.
Entscheidend sei, aus einem Euro öffentlichem Geld möglichst viele Euro zu machen. Dies gelinge besser durch die Kombination von öffentlichen Mitteln mit privatem Management und Finanzierungsstrukturen. Ein Beispiel sei u.a. die Finanzierung von Brückenbauten durch Investmentfonds. Öffentliche Verwaltungen seien für die dazu notwendige Geschwindigkeit aufgrund komplexer Vergaberegeln oft nicht ausgerüstet.
Kochs Rede zeichnete ein ernüchterndes Bild der aktuellen Infrastrukturfinanzierung in Deutschland aufgrund der systemischen Probleme. Aber ein „Weiter so“ sei keine Option. Vielmehr seien unkonventionelle, über das traditionelle staatliche Handeln hinausgehende Lösungen dringend erforderlich.
Die Tagung, in Kooperation mit der SAB Sächsische Aufbaubank – Förderbank, veranstaltete das KOWID, das Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e. V., an der Universität Leipzig.
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